Unsere Erde als Energiequelle

Unsere energetische Zukunft liegt im Innern der Erde. Die sogenannte Geothermie oder Erdwärme ist eine innovative, ressourcenschonende und umweltverträgliche Energie, die zukünftig einen großen Beitrag zur heimischen Energieversorgung, insbesondere der Wärmeversorgung leisten kann. Denn: Die Erde strahlt wesentlich mehr Energie ab, als benötigt wird. 99 % des Erdvolumens sind wärmer als 1000 Grad Celsius. Diese Energiequelle ist nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich. Ziel ist es, diese Energiequelle anzuzapfen und nutzbar zu machen. An wenigen Stellen auf der Erde tritt diese Energie frei zu Tage – ein Beispiel sind natürliche Thermalquellen, Geysire oder Vulkane. Will man anderorts die Erdwärme nutzen, müssen Bohrungen abgeteuft werden. Am besten nutzbar ist die geothermische Energie in den Bereichen der Erdkruste, in denen sie in Form von Dampf oder heißem Wasser erschlossen werden kann. Die geologischen Bedingungen sind lokal sehr unterschiedlich. Die Standortwahl und die Art der Erschließung setzt fachliches Know-how voraus. Beides ist in Erding vorhanden: Mit einer 2359 Meter tiefen Bohrung wurden Thermalwässer in einer Wasser führenden Schicht zwischen 1800 m und 2200 m im Malm (Oberjura) erschlossen. Aus diesem Aquifer fördert der Zweckverband für Geowärme Erding das heiße Wasser an die Oberfläche. Dort wird es zur Wärme- und Wasserversorgung genutzt.

Statt schwarzem Gold heisses Wasser

Das Ende einer Erdölbohrung im Jahr 1983 bedeutete für den Zweckverband für Geowärme Erding den Anfang eines zukunftsweisenden Geothermieprojektes. Die Firma Texaco fand im Jahr 1983 bei einer 2.359 m tiefen Erdölbohrung zwar kein Erdöl, aber 65 Grad Celsius warmes Thermalwasser. Dafür hatte jedoch das Erdölunternehmen keine Verwendung. Im Jahr 1987 bestätigte ein aufwendiger Fördertest des Landesamtes für Wasserwirtschaft die Ergiebigkeit des Thermalwasservorkommens. Auf der Basis der Pumpversuchsergebnisse wurden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen durchgeführt. Aufgrund der positiven Ergebnisse entschlossen sich Stadt und Landkreis Erding in einer richtungsweisenden Entscheidung für die Übernahme und Nutzung der Bohrung Erding 1.

Das war im Jahr 1989 der Startschuss für das "Geowärmeprojekt Erding". Mit einem nicht alltäglichen und für die damalige Zeit sehr innovativen Konzept beschlossen die Stadt und der Landkreis Erding, die gefundene Geowärme sinnvoll und effektiv zu nutzen. Aus diesem Gedanken entstand der "Zweckverband für Geowärme Erding" mit dem Auftrag, aus der nun "Ardeoquelle" genannten Tiefbohrung Energie zu gewinnen und wirtschaftlich zu verwerten.

Da nur eine Förderbohrung vorhanden war, wurde ein Konzept entwickelt, das nach der thermischen die vollständige stoffliche Nutzung des zutage geförderten Wassers vorsah. Das Thermalwasser sollte nach der Wärmeabgabe an ein Fernwärmenetz zu Thermalbade- und Trinkwasser aufbereitet werden. Dieses innovative Konzept führte dazu, dass das Projekt von der EU aus dem Programm "Thermie" (Demonstrationsprojekt) sowie vom Freistaat Bayern gefördert wurde. Ab Herbst 1992 begann der Aufbau eines Fernwärmenetzes, das in den folgenden Jahren ständig erweitert werden musste. Aufgrund der hohen Akzeptanz und stetigen Nachfrage wurde bereits 2004 mit Planungen für eine Projekterweiterung begonnen. Da es ohne Rückführung des thermisch genutzten Wassers in den Entnahmehorizont (Reinjektion) genehmigungsrechtlich unmöglich war, die Fördermenge zu erhöhen, wurde die Niederbringung einer zweiten Bohrung zwingend erforderlich (Geothermische Dublette).